Dr. Gustav Riedlin war praktischer Arzt in Freiburg i. B.
Er wurde 1861 geboren und lebte bis 1949.
Aus seinem Buch “Fastenkur und Lebenskraft”, erschienen 1912 im Verlag Lebenskunst-Heilkunst, Berlin, sind die folgenden Ausführungen entnommen.
Ohne Reinigung keine Heilung.
Die Fastenkur ist der gerade Weg von der Krankheit zur Gesundheit.
Man kann kranke Organe nur durch absolute Ruhigstellung reinigen und wieder funktionsfähig machen.
Dies geschieht am besten durch völlige Nahrungsenthaltung.
Massage belebt die Organtätigkeit durch Anregung der Blut- und Lymphbewegung und fördert die Ausscheidung durch Darm, Nieren und Haut.
Natürliche Lebensreize sind: Licht, Luft, Wasser, Bewegung und Ernährung.
Das Fasten führt den Heilprozess durch die Naturheilkraft selbst durch unter Ausschaltung der Nahrung.
Das Fasten ist ein biologisches Heilmittel.
Fasten wurde schon im Altertum als körperliches und seelisches Heilmittel angewandt.
Dr. Riedlin verstand unter Fasten die Enthaltung von Nahrung mit Ausnahme des Wassers.
Die Unterhaltung des Stoffwechsels mit dem vorhandenen Körperbestand.
Fasten ist der beste Arzt.
Das richtige Fasten endet mit deutlichem Hungergefühl.
Das beste Mittel die Energie zu erhalten ist, nur die Nahrung zu genießen, die die geringste Ausgabe von Energie für den Verdauungstrakt erfordert.
Nahrungszufuhr ist ein gewaltiger Reiz.
Mit der Entgiftung des Körpers durch Fasten steigt die Lebenskraft.
Bei weniger Nahrung wird mehr Kraft aufgestapelt, weil weniger für Verdauungszwecke ausgegeben wird.
Beim Fasten wird die Energie nicht vermindert, sondern erhöht sich in dem Maße, als das Fasten seinem natürlichen Ende zugeht.
Die Nahrung ist über den Zweck der Gewebeergänzung hinaus nur ein Reizmittel.
Mäßig lebende Menschen fasten spielend.
Am Ende eines richtig durchgeführten Fastens fühlt sich ein verhältnismäßig gesunder Mensch frischer und leistungsfähiger.
Theorie der Fastenkuren
Beim Fasten wird außer Luft und Wasser nichts genossen.
Der Organismus holt sich die zur Erhaltung des Stoffwechsels nötigen Stoffe aus den Geweben heraus.
Es tritt der umgekehrte Vorgang ein.
Statt dass das Blut den festen Körper immer wieder ergänzt, zehrt es ihn jetzt auf, um die lebenswichtigen Organe funktionstüchtig zu erhalten.
Der Zweck methodischer Fastenkuren nach Dr. Riedlin ist die Reinigung der Gewebe des Körpers von allerlei Fremdstoffen.
Mit der Ausscheidung dieser Fremdstoffe bewirken wir, dass die Lebenskraft den gereinigten Organismus ungehindert durchflutet.
Die Fremdstoffe entstehen fast ausnahmslos im Verdauungskanal, hauptsächlich im Dickdarm.
H. Fletcher hat gezeigt, dass bei richtigem Kauen die Hälfte bis ein Drittel der sonst üblichen Nahrungsmenge genügt und die Menschen bei dieser ökonomischen Ernährungsweise gesund und leistungsfähig sind.
Die Verdauungsasche ( Stuhlgang ) der richtig im Mund verarbeiteten Nahrung riecht nicht mehr fäkal.
Durch oft und viel essen sowie mangelhaftes kauen und schlechtes einspeicheln entsteht Fäulnis im Darm.
Die ins Blut übertretenden Faulgase werden den Geweben zugeführt und im Gewebewasser zurückgehalten.
Im Verlaufe der ersten Fasten Tage verlieren die Gewebe der Fastenden vorwiegend Wasser.
Wenn nun die Entwässerung beim Beginn des Fastens einsetzt, werden die an die Feuchtigkeit der Gewebe gebundenen übel riechenden Darmfäulnis Gase wieder ans Blut abgegeben und über die Atemluft, die Haut und den Urin ausgeschieden.
Das macht die übel riechende Ausdünstung mancher Fastenden aus, die sich gegen Ende des Fastens immer mehr und mehr vermindert und am Ende in einen lieblichen obstartigen reinen Duft umschlägt.
Eine Fastenkur bedeutet die größte Schonung für den gesamten Organismus.
Die anstrengende Verdauungsarbeit fällt weg. Der Fastende hat Ruhe und Schonung.
Die flotte Ausscheidung der durch das Fasten gelösten Krankheitsstoffe wird erreicht durch tägliche Darmspülungen, warme Bäder, Ruhe in körperlicher und seelischer Hinsicht, Wärme, Bewegung und Massage.
Die Kräfte der Natur können dann am besten wirken, wenn sich der Fastende ganz hingibt, alle Sorgen zu Hause lässt und sich um nichts in der Welt mehr kümmert.
Durch Ruhe und viel Schlafen sammelt der Organismus neue Spannkräfte.
Während des Fastens dient der Darm zur Absonderung. Diese Absonderungen blieben liegen, wenn nicht täglich eine Darmspülung durchgeführt würde.
Die Fasten Dauer wird von der Natur bestimmt.
Sind durch die Fastenkur alle Belastungsstoffe verstoffwechselt, so stellt sich eine Wärme der Hände und Füße ein, die Haut und Schleimhäute werden rosig, die Zunge nelkenrot, der Duft der Haut und der Geruch des Atems rein, der Urin klar und das Auge hell.
Ein solcher Mensch macht den Eindruck größter Reinheit und dementsprechend fühlt er sich wohl.
Setzt der Kulturmensch von heute nur 2 oder 3 Mahlzeiten aus, so riecht er übel aus dem Mund. Er riecht nüchtern. Es zeigt sich die Vergiftung seiner Gewebe mit Faulgasen aus dem Darm.
Naturgemäß leben heißt, äußerst mäßig essen und gut kauen.
Die Wiederaufnahme der Nahrung nach beendeter Fastenkur erfolgt am besten durch Obstgenuss.
Das Obst erfrischt die Schleimhäute und bereitet den Organismus auf die eiweiß- und fettreichere Nahrung vor.
Nüsse, Brot, Reis, Kartoffel, Salate. Je nach Geschmack des das Fasten brechenden.
Das Körpergewicht reguliert sich.
Magere nehmen zu fette erreichen ihr Normalgewicht.
Das Fasten ist ein Ausgleich für das gewohnheitsmäßige viel und oft essen.
Man kann nicht immer fasten, wohl aber mäßig essen.